"Meine Mitarbeitenden verstehen mich nicht"
- helmutandexer
- 25. Feb.
- 3 Min. Lesezeit
Stellen Sie sich vor, Ihre Kommunikation ist eine Tür, durch die Ihre Botschaften hinaus in die Welt treten. Doch was, wenn Ihre Mitarbeitenden durch eine andere Tür zuhören? Jeder Mensch hat seine eigene „Lieblingstür“ – einen bevorzugten Filter, durch den er Informationen wahrnimmt und bewertet. Genau hier setzt das Glaubenspolaritäten-Schema von SySt® an. Es hilft Führungskräften, sich dieser unterschiedlichen Wahrnehmungen bewusst zu werden und Kommunikationsbrücken zu bauen.
In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie das Schema gezielt im Führungssituationen einsetzen können, um Widerstände zu reduzieren und die Akzeptanz herausfordernder Maßnahmen zu erhöhen.
Was ist das Glaubenspolaritäten-Schema?
Das Glaubenspolaritäten-Schema, entwickelt von Matthias Varga von Kibéd und Insa Sparrer, beschreibt drei grundlegende Pole unserer Wahrnehmung. Diese Pole sind keine Gegensätze, sondern drei verschiedene Ausprägungen, wie wir auf die Welt schauen. Wichtig dabei ist: Alle drei Ausprägungen stehen gleichwertig nebeneinander – keiner ist wichtiger oder richtiger als der andere. Jede Perspektive hat ihren eigenen Wert und ihre Berechtigung, abhängig von der Situation und den individuellen Bedürfnissen.
Im Business-Kontext bedeutet das: Ihre Botschaft wird von Mitarbeitenden je nach ihrer persönlichen Wahrnehmungsmuster unterschiedlich aufgenommen. Als Führungskraft lohnt es sich daher, diese Wahrnehmungsmuster zu erkennen und bewusst zu integrieren.
Die „Lieblingstür“: Jeder Mensch hat eine bevorzugte Perspektive – seine „Lieblingstür“ –, durch die er auf die Welt blickt. Diese beeinflusst, wie Informationen aufgenommen, bewertet und weiterverarbeitet werden. Führungskräfte gehen häufig durch die Tür der Logik und Klarheit (Erkenntnisperspektive), während Mitarbeitende in bestimmten Situationen vielleicht stärker durch die Tür der Zugehörigkeit oder des Vertrauens blicken.
Das Problem? Wenn Führungskraft und Mitarbeitende durch unterschiedliche Türen kommunizieren und zuhören, verpuffen Botschaften oft – nicht, weil sie falsch sind, sondern weil sie nicht anschlussfähig sind.
Die drei Glaubenspolaritäten im Business-Kontext
Hier sind die drei zentralen Polaritäten, die Ihre Kommunikation prägen:
Erkenntnis (Wissen – Logik – Denken)
Führungskräfte greifen häufig auf diese Dimension zurück: strategische Überlegungen, Daten, Effizienz und klare Ziele.
Mitarbeitende hingegen hinterfragen oft: „Was bedeutet das konkret für mich?“ oder „Wie werden wir dann zusammenarbeiten?“
Vertrauen (Zugehörigkeit - Beziehung – Fühlen)
Besonders in Krisensituationen rücken emotionale Aspekte in den Vordergrund. Während Führungskräfte nüchtern argumentieren, achten Mitarbeitende darauf, ob Botschaften vertrauenswürdig und fair erscheinen und wie es im Team, in der Zusammenarbeit auswirkt.
Ordnung (Struktur – Verantwortung – Tun)
Veränderungen oder neue Prozesse können Unsicherheit hervorrufen. Während Führungskräfte auch oft Struktur betonen, fragen sich Mitarbeitende: „Finde ich hier noch meinen Platz?“
Die größte Herausforderung: Wenn Perspektiven nicht übereinstimmen
Ein Beispiel: Sie präsentieren eine strategische Neuausrichtung und argumentieren mit Effizienzvorteilen (Erkenntnisperspektive). Ihr Team hingegen sorgt sich um mögliche Auswirkungen auf das Miteinander und den Arbeitsalltag (Vertrauensperspektive).
Das Problem? Ihre Botschaft trifft nicht den Kern der Mitarbeitenden. Nicht, weil sie falsch ist, sondern weil sie an den tatsächlichen Sorgen vorbeigeht.
So nutzen Sie das Glaubenspolaritäten-Schema als Führungskraft
Das Glaubenspolaritäten-Schema hilft Ihnen, Kommunikation bewusster zu gestalten und gezielt auf die Bedürfnisse Ihres Teams einzugehen. Hier sind vier Schritte, um das Schema effektiv anzuwenden:
Schritt 1: Finden Sie Ihre eigene „Lieblingstür“
Überlegen Sie sich vor wichtigen Gesprächen oder Präsentationen: Durch welche Tür kommuniziere ich am liebsten? Betone ich hauptsächlich Zahlen und Fakten (Erkenntnis), zwischenmenschliche Aspekte (Vertrauen) oder organisatorische Strukturen (Ordnung)?
Schritt 2: Erkennen Sie die Türen Ihres Teams
Jedes Teammitglied bevorzugt seine eigene Perspektive. Achten Sie auf Hinweise: Fragen Mitarbeitende häufig nach dem „Warum“? Suchen sie Sicherheit und klare Strukturen? Oder betonen sie Gemeinschaft und Fairness?
Schritt 3: Öffnen Sie mehrere Türen gleichzeitig
Kombinieren Sie Ihre Botschaften so, dass mehrere Wahrnehmungsperspektiven angesprochen werden. Wenn Ihre bevorzugte Perspektive zum Beispiel die der Erkenntnis ist, überlegen Sie, wie sie aus Sicht der Erkenntnis Vertrauen und Ordnung ansprechen können. So bleiben Sie authentisch und gleichzeitig nachvollziehbar für Ihre Mitarbeitenden.
Mitarbeitende mit der Vertrauensperspektive achten oft besonders darauf, ob ihre Bedürfnisse gesehen und ernst genommen werden. Menschen, deren „Lieblingstür“ die Ordnungsperspektive ist, erwarten hingegen meistens Taten statt „nur Worte“
Schritt 4: Wechseln Sie bewusst die Perspektive
Besonders in Veränderungsprozessen ist Flexibilität gefragt. Passen Sie Ihre Kommunikation je nach Situation an: In Krisen legen Mitarbeitende Wert auf Sicherheit und Vertrauen, in Innovationsphasen wird oft Orientierung und Sinn gesucht.
Durch diese bewusste Steuerung schaffen Sie Kommunikationsräume, in denen sich Mitarbeitende gesehen und verstanden fühlen – eine zentrale Grundlage für erfolgreiche Führung.
Fazit: Perspektivwechsel als Führungskompetenz
Erfolgreiche Führung heißt nicht nur, Entscheidungen zu treffen – es geht darum, Menschen mitzunehmen. Das Glaubenspolaritäten-Schema bietet Ihnen die Möglichkeit, Kommunikationslücken zu schließen und komplexe Maßnahmen anschlussfähig zu vermitteln.
Und denken Sie daran: Erkenntnis, Vertrauen und Ordnung sind gleichwertig. Keine dieser Perspektiven ist wichtiger als die andere – ihr Zusammenspiel schafft die Basis für eine gelungene Kommunikation und Zusammenarbeit.
Fragen Sie sich bei Ihrer nächsten Botschaft: „Durch welche Tür gehe ich gerade? Und welche Tür bevorzugt mein Team?“.